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1. Theil 3 - S. 66

1880 - Stuttgart : Heitz
66 Neue Geschichte/ 1. Periode. Deutschland. als Dürer. Auch sein Vater war ein Maler und hielt den Knaben früh zur Malerkunst an. Nachdem der Vater an verschiedenen Oertern gewesen war, ließ er sich endlich in Basel nieder, und hier zeichnete sich der Jüngling bald so aus, daß ihm der Magistrat den Auftrag gab, die Wände des Rathhauses inwendig und auswendig mit Malereien zu schmücken. Davon ist aber so gut wie nichts mehr vorhanden, weil die Feuchtigkeit Alles unscheinbar gemacht hat. In seiner Jugend hatte er wenig zu leben und mußte daher jede Arbeit, die ihm aufgetragen wurde, annehmen. Man hebt noch in Basel ein Aushängeschild auf, welches er für einen Schulmeister malte; oben ist eine Schulstube mit Kindern und erwachsenen Schülern dargestellt und darunter eine Einladung- zum Eintreten. Auch Häuser hat er oft bemalt; denn damals war es üblich, die ganze Vorderseite der Häuser mit allerhand Geschichten zu bemalen. Davon erzählt man folgende Anekdote: Ein Apotheker gab ihm einst den Auftrag, sein Haus auswärts mit dergleichen Bildern zu versehen. Holbein machte dazu ein Gerüste und verhängte dies so, daß man von außen nur seine beim Sitzen herabhängenden Beine wahrnehmen konnte. Zuweilen wurde dem Maler die Zeit lang, und da er ein lebenslustiger Jüngling war, so schlich er dann und wann nach einem benachbarten Weinhause. Sah nun der Apotheker die Beine nicht, so merkte er seine Abwesenheit und schalt hernach. Was hatte Holbein zu thun? Er malte seine herabhängenden Beine auf die Wand, und zwar so natürlich, daß der gute Apotheker lange dadurch getäuscht wurde. Aber er malte nicht nur, sondern war auch ein überaus geschickter Form- und s Holzschneider, und seine Holzschnitte werden noch jetzt sehr geschätzt. Etwas unbesonnen muß er in der Jugenb gewesen sein. Das zeigt auch, daß er den wichtigsten Schritt des Lebens, seine Verheiratung, ohne Ileberlegung that. Er heirathete, als er kaum 20 Jahre alt war, und ohne so viel Einkünfte zu haben, um ein Hauswesen ohne Sorgen zu unterhalten. Es ging ihm in der Ehe nicht viel besser als dem Albrecht Dürer. Seine Frau — ihr Name ist unbekannt — war weder hübsch noch freundlich, und soll ihm durch Schelten und Zanken viele böse Tage gemacht haben. Auch war sie wahrscheinlich älter als er, was selten glückliche Ehen giebt. Da er in Basel schlecht bezahlt wurde und nicht genug zu thun hatte, machte er sich auf, um als wandernder Maler sich Geld zu verdienen. Er reiste in der Schweiz und in Schwaben umher, und bemalte die Häuser reicher Leute von innen und von außen.

2. Theil 3 - S. 67

1880 - Stuttgart : Heitz
Hans Holbein. 67 Eine wichtige Bekanntschaft machte Holbein nach seiner Zu-rückkunft in Basel. Der berühmte Erasmus, einer der witzigsten und gelehrtesten Köpfe jener Zeit, gewann den jungen Künstler lieb, obgleich eine innige Freundschaft schon wegen Verschiedenheit des Alters nie zwischen ihnen stattfand. Einmal fiel dem Maler des Erasmus kleine Schrift: Lob der Narrheit, in die Hände. Er fand das Buch sehr ergötzlich und versah es sogleich am Rande mit 83 schönen Federzeichnungen. Als man die Arbeit dem Erasmus brachte, freute sich dieser sehr darüber und bat den Maler, die Figuren in Holz zu schneiden, und nachmals wurde das Buch, so oft es wieder gedruckt wurde, immer mit den Holzschnitten Holbeins versehen. So wie Cranach die Bilder Luthers und Melanchthons sehr vervielfältigt hat, so hat Holbein den Erasmus unzählige Male gemalt. So beliebt auch Holbein nun schon durch seine Kunst in und um Basel geworden war, so gab es doch nur sehr geringen Verdienst. Zugleich hatte er bei seinem zänkischen Weibe wenig Freude. Daher war ihm der Antrag eines englischen Großen, der durch Basel reiste, in England sein Glück zu versuchen, ganz recht. Daß er Kinder daheim ließ, machte ihm wenig Kummer, sowie ihm denn überhaupt der sanfte, liebenswürdige Charakter des guten Dürer ganz fehlte. Er hatte mehr Sinn für Lebensfreuden, und die hoffte er in England mehr als in Basel am Hungertische und bei seiner bösen Frau zu finden. Er ließ ihr seine vorräthigen Gemälde zurück, um durch den Verkauf derselben das nöthige Geld zu erhalten, versah sich mit Empfehlungsschreiben von Seiten des Erasmus und reiste 1526, 28 Jahre alt, fröhlich von Basel ab. Wovon unterwegs leben, war ihm nicht bange; sein Pinsel sollte ihn ernähren. In Straßburg soll sich mit ihm ein ähnlicher Spaß, als oben von Dürer erzählt wird, zugetragen haben. Er ging nämlich, da es ihm an Geld fehlte, zu dem ersten Maler der Stadt und bat um Arbeit, ohne aber seinen Namen zu sagen. Der Maler verlangte eine Probe seiner Geschicklichkeit, und da malte jener, während der Maler einmal weggegangen war, auf die Stirn eines halbvollendeten Kopfes eine Fliege. Als der Maler nach Hanse kam, wollte er die Fliege wegjagen, fand aber zu seinem Erstaunen, daß sie gemalt war. Sogleich schickte er in der ganzen Stadt umher, den Fremden aufzufinden, aber vergeblich; Holbein hatte sich schon fortgemacht. Er reiste durch die Niederlande, kam glücklich nach London, ging sogleich zum berühmten Kanzler Thomas

3. Theil 3 - S. 277

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 277 nöthigte, ihre zarten Hände zu verderben. Peter dagegen zeigte gern die harte Haut seiner Hände, weil sie ein Beweis seiner Arbeitsamkeit war. Doch führte ihn sein Streben, Vornrtheile zu bekämpfen, oft bis zur rohesten Härte. Einer feiner Höflinge mußte, ob ihm gleich die Hände davon bluteten, ein Tau drehen, und andere zwang er, als sie auf der Anatomie vor einem Leichnam zurückschauderten, die Sehnen mit den Zähnen abzulösen. Recht in den Tod zuwider war es ihm aber, wenn ihn die Leute wie ein Wunderthier angafften. Manchmal standen sie in dicken Haufen vor feiner Thüre, wenn sie wußten, daß er ausgehen würde. Dann kam er entweder wohl gar nicht, oder es setzte tüchtige Püffe rechts und links. Nach einer siebenwöchentlichen Arbeit kehrte er nach Amsterdam zurück, und statt mit Zerstreuungen die Zeit zu todten, suchte er Gelehrte, Künstler und Handwerker auf, bei denen er etwas lernen konnte, nahm auch viele davon in feine Dienste und schickte sie nach Rußland. Dasselbe that er in England, wohin er nun reifte. Selbst Rattenfänger nahm er in seinen Dienst, und als Ratten und Mause auf den russischen Schiffen überhand nahmen, ließ er eine ganze Schiffsladung holländischer Katzen nach Rußland kommen. Einen großen Genuß verschaffte ihm in England König Wilhelm, indem er vor ihm eine Seeschlacht aufführen ließ. „Wäre ich nicht zum Ezaren des russischen Reichs geboren," rief er einmal aus, „so möchte ich ein englischer Admiral fein!" Drei Monate blieb er da. Als er auf der Rückreise wieder über Holland ging und ihn hier bei einer seiner Wafferfahrten auf der Zuyder-See (sprich Seuder-See) ein Sturm überfiel, war er allein ganz unerschrocken. „Habt ihr denn je gehört," sagte er zu den bebenden Schiffern, „daß ein russischer Ezar in Holland auf der See ertrunken sei?" — Nun ging es Über Dresden nach Wien, wo es ihm sehr gefiel; und eben wollte er nach Italien gehen, als er die Nachricht erhielt, die Strelitzen hätten sich schon wieder empört. Wie ein ergrimmter Löwe fuhr er auf und eilte schnell nach Rußland zurück. Auf der Reife durch Polen besuchte er den König dieses Landes, den starken August Ii., dem es ein Leichtes war, ein Dutzend zinnerne Teller wie ein Papier zusammen zu rollen. Auch dem Czaren gab August eine Probe seiner Stärke, indem er mit einem schönen Säbel einem polnischen Ochsen den Kopf mit einem Hiebe abschlug. „Schenkt mir den Säbel," sagte Peter; „er ist mir nöthig, um das Haupt des Empörungsdrachen

4. Theil 3 - S. 307

1880 - Stuttgart : Heitz
Friedrichs des Großen Vorfahren. 307 zosen (refugies), die wegen der Religionsverfolgungen unter Ludwig Xiv. (1685) hatten auswandern müssen, auf, meist in Berlin. Es waren meist geschickte -Fabrikanten, die nun diejenigen Waaren, die man bisher hatte aus Frankreich holen müssen, im Lande verfertigten, besonders Strümpfe, Hüte und Seidenzeuge. Ferner ließ Friedrich Wilhelm die Dorotheenstadt bauen, die von seiner zweiten Gemahlin, die zur Lindenallee den ersten Baum gepflanzt hat, den Namen führt. Seiner ersten Gemahlin, Henriette Luise von Dramen, Enkelin des Befreiers der Niederlande, hatte er in dem nach ihr genannten Städtchen Oranienburg ein Schloß gebaut. Diese Fürstin, ebenso ausgezeichnet durch Einsicht und Sorglichkeit für ihren Gemahl, wie durch Sanftmuth und Frömmigkeit, war die Dichterin des Kirchenliedes: „Jesus meine Zuversicht." Sein Sohn und Nachfolger war Friedrich Iii. (1688—1714), ein Mann von ganz anderer Art. Von schwächlichem Körper, war er auch geistig nicht hervorragend; er war ganz und gar von Eitelkeit beherrscht. Doch zierten ihn aufrichtige Frömmigkeit und Wohlwollen; für die deutsche Sache gegen Ludwigs Xiv. Ueber-muth brachte er bereitwillig große Opfer. Der Titel eines Kurfürsten war ihm zu niedrig, und er ruhte nicht eher, bis der Kaiser barem willigte, daß er sich König in Prenßen nenne.*). In Königsberg wurde am 18. Januar 1701 die Krönung mit übermäßiger Pracht vollzogen. Viele Leute lächelten über die Eitelkeit des Mannes und die Unterthanen seufzten hier und da über die neuen Lasten, und doch war Friedrichs That nicht ohne Vortheile für Preußens zukünftiges Ansehen. Als König nannte er sich Friedrich I. Seine treffliche, geistvolle Gemahlin Sophie Charlotte zog ländliche Zurückgezogenheit dem steifen Prunke des Hofes vor, und lebte daher gern in dem ihr vom Könige geschenkten Charlottenburg, wo sich ein Kreis gebildeter und gelehrter Männer um sie versammelte. In Berlin baute der König die Friedrichsstadt und das schöne Zeughaus. Der Papst protestirte gegen die preußische Königswürde: „eine solche That sei den päpstlichen Verordnungen entgegen, für den päpstlichen Stuhl beleidigend und gereiche zur Verachtung der (römischen) Kirche." Ein Jahr vorher, ehe Friedrich starb, hatte er noch die Freude, daß ihm ein Enkel geboren wurde, der nachmalige große Friedrich. *) Erst nach der Wiedervereinigung Westpreußens mit Ostpreußen 1772 erhielt der Titel „König von Preußen" seine volle Bedeutung.

5. Theil 4 - S. 279

1880 - Stuttgart : Heitz
Krieg mit China. Japan. merpalastes Hier-frags*) und Besetzung der nördlichen Vorstädte und Thore der Hauptstadt, worauf unter Vermittelung des russischen Gesandten Jgnatiew, am 24. October eine Zusatzübereinkunft zu dem Friedensvertrage von Tien-tsin abgeschlossen und die Ratification sofort ausgewechselt wurde. Während China von einem inneren, durch die Händel mit England beförderten Zersetzungsproceß zu neuem Leben vorbereitet wird, ist auch Japan, dieses räthselhaste Reich, das seit mehr als zwei Jahrhunderten den Europäern eifersüchtig seine Grenzen *) Nichts gleicht der Pracht dieses Palastes. Der Eingang zur Empfangshalle ist mit Marmor gepflastert, Wände und Decken sind mit Gold, Himmelblau und Scharlach in dem prachtvollsten Styl gemalt. Der Thron des Kaisers ist aus dem schönsten dunkeln Holze geschnitzt, die Polster sind mit goldenen Drachen bestickt und zogen die allgemeine Bewunderung auf sich. Eine goldene Krücke, deren sich der Kaiser bedient zu haben scheint, fand sich gleichfalls vor. Die inneren Zimmer und Salons waren prachtvoll ausgestattet. Rollen von Seidenzeug, Satin und Krepp, alle von glänzender Arbeit waren von den französischen Soldaten bereits' wüst durch einander geworfen worden. Geschirr aus Jaspis und Porzellan von großem Werthe fand man vor und darunter auch manches Sevresgeschirr aus Ludwig Xiv. Zeit, das die Augen von Curiositätensammlern höchlich erfreut hätte; ein Staatsschwert mit dem englischen Wappen und mit Steinen besetzt, offenbar von hohem Alter, wurde Gegenstand vielen Nachdenkens. Die ungeheure Menge von Beute aller Art machte es fast unmöglich, das zu berechnen, was die Franzosen forttrugen. Einigen Begriff von der Menge von Seiden-Borrath kann man sich machen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß Geflügel, alte Töpfe und allerlei Gegenstände in die kostbarsten Satins gewickelt wurden. Alle Frauen waren verschwunden, doch liefen ihre kleinen japanesischen Hunde, die den Pinschern König Karls gleichen, in trübseliger Stimmung umher. Bei der Plünderung des kaiserlichen Sommer-Palastes, wobei sich die Franzosen, zum großen Aerger der Engländer, den besten Theil vorbehielten, fiel eine große Menge Juwelen, Uhren u. dgl. in die Hände der ersteren, von denen man sie später zu Spottpreisen kaufen konnte. Es gab gemeine Soldaten, die ihren Antheil für 20—30,000 Fr. verschacherten. Die Offiziere, vom General angefangen, sollen sich ebenfalls sehr bereichert haben. Ein Tagesbefehl des britischen Oberbefehlshabers sprach hierauf den Wunsch aus, daß alle von i>en Offizieren und Soldaten erbeuteten Gegenstände zum Besten der Armee versteigert werden sollten. Allen wurde gestattet, jene Artikel, die sie selber erbeutet, einer Schätzung zu unterwerfen, und ihnen die Wahl gelassen, dieselben entweder zu behalten oder wegzugeben. Auf solche Art kamen 200,000 Thlr. zusammen. Der Oberbefehlshaber und die englischen Generale verzichteten aus ihren Antheil; ersterem machte die Armee einen goldenen Krug von großem Werthe zum Geschenk. Der Anblick, welchen die Versteigerung darbot, die im Tempel Kama-Siri abgehalten wurde, soll einzig in seiner Art gewesen jein und würde noch größeres Interesse dargeboten haben, wenn die Franzosen nicht schon früher drei Viertel der Kostbarkeiten, mit denen der Palast angefüllt war, weggeschleppt owr zerstört hätten.

6. Theil 4 - S. 128

1880 - Stuttgart : Heitz
128 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. auf welchem, da der König selbst und sein Bruderssohn, der Herzog von Angonleme, kinderlos waren, die ganze Zuversicht der bour-bonischen Nachfolge beruhte, wurde am 13. Februar 1820 ermordet. Er hatte seine Gemahlin in die Oper begleitet, und trat Abends 11 Uhr, von seinen Adjutanten umgeben, aus dem Opernhause heraus, um wieder in den Wagen zu steigen; da ergriff ihn ein Unbekannter heftig an der Schulter und stieß ihm ein Messer tief in die Brust. Mit dem Rufe: „Ich bin ermordet," sank er nieder und am andern Morgen verschied er. Der Mörder wurde ergriffen und gestand, er heiße Louvel und habe sich seit 1814 schon gelobt, alle bourbonischen Prinzen zu ermorden; mit dem Herzog von Berry habe er den Anfang machen wollen, weil auf ihm die letzte Hoffnung des Stammes der Bourbonen beruhe. Er leugnete, Mitschuldige oder Mitwissende zu haben. Der Eindruck dieses Verbrechens war in allen Kreisen ein ungemein tiefer, besonders aber benutzten die Royalisten denselben, um dem König die Nothwendigkeit einer entschiedenem Politik zum Bewußtsein, zu führen , was ihnen auch gelang. Es wurden einzelne strenge Maßregeln, besonders in Bezug auf die Presse und das Wahlrecht getroffen; aber die eifrigsten Royalisten waren hiermit noch nicht zufrieden, bis einer der ihrigen, Villele, an die Spitze des Ministeriums gestellt wurde, und nun die Grundsätze seiner Partei mit aller Entschiedenheit durchzuführen suchte, wobei es in den Kammern und im Lande zu manchen Versuchen offnen Widerstandes kam. Unter diesem Ministerium wurde trotz der heftigen Opposition der Liberalen auch die Aussendung einer Hülfsarmee unter dem Herzog von Angonleme zur Unterstützung des Königs von Spanien gegen die dortige Revolution beschlossen und ausgeführt. Die ftanzösische Armee drang bis Cadiz vor und setzte den König wieder auf den verlorenen Thron. In Spanien hatte Ferdinand Vii. nach der Besiegung der Franzosen durch den Herzog von Wellington, dem Willen der Großmächte gemäß, im Jahre 1814 die Herrschaft wieder angetreten. Er war ein hinterlistiger, argwöhnischer Mensch, und brachte den bittersten Haß gegen alle Anhänger der gestürzten Regierung mit zurück. Durch einen Gewaltstreich schaffte er die in seiner Abwesenheit eingeführte Cortesverfassung wieder ab und suchte alle Zustände und Mißbräuche des alten unumschränkten Königthums wieder herzustellen. Dem Adel und der Geistlichkeit wurden die früheren Vorrechte und Steuerbefreiungen wieder ge-

7. Theil 4 - S. 288

1880 - Stuttgart : Heitz
288 Neueste Geschichte. 3. Periode. der Werth des Goldes müsse sinken und in Folge dessen werde eine Veränderung aller Werthverhältnisse eintreten, wie sie die Entdeckung Amerikas herbeiführte; aber das Graben der goldhaltigen Erde und das Auswaschen des Goldsandes erfordert unsägliche Anstrengungen, welchen nur eine robuste Natur widerstehen kann, und die Theuerung aller Lebensbedürfnisse ist so groß, daß der Goldgräber, wenn er nicht besonders vom Glück begünstigt wird, doch nur einen verhältnismäßig kleinen Gewinn macht. Daß nun unter einer Bevölkerung, welche die Goldgier aus den entferntesten Welttheilen hierher trieb und welche zum großen Theil aus dem Abschaum der Menschheit zusammengesetzt ist, Laster aller Art im Schwange sind und Raub und Mord zu den alltäglichen Erscheinungen gehören, ist eben kein Wunder. Gleichwohl hätte Calisornien, welches Mexico, als eine ihm wenig Nutzen bringende Provinz, in dem Vertrage vom 16. März ungefähr vier Zoll tief ist und einen ganz durchlöcherten Boden von Eisenblech hat, oder aus kreuzweis gelegtem Reifeisen gemacht ist, mit Waschmaterial. Ist letzteres trocken, so ist es vorher in einer Röhre mit Wasser, Puddlingsröhre genannt, gut bearbeitet worden, um die Erde vom Golde zu lösen und den Stoff dazu geschickt zu machen, daß er leicht durch die Wiege geht. Wenn der Trichter gefüllt ist, so schüttelt ihn der Mann an der Wiege sanft, indem er zugleich mit einem Stock die Erde im Trichter umherstößt, während ein Anderer Wasser darauf gießt mit einem Zinngefäß am Ende eines Stocks, der Schöpfer genannt. Ist alle Erde von den Steinen abgewaschen, so werden diese herausgeworfen, und das Verfahren wird so lange wiederholt, bis eine gewisse Quantität hindurchgegangen ist, worauf der Wiegende inne hält, den Trichter herausnimmt und den schrägen Schieber unter demselben hervorzieht. Dieser läuft nach hinten schräg zu, um Alles, was durch den Trichter geht, in jener Richtung herunter zu bringen; aber unten am Schieber steht eine Leiste, etwa einen Zoll hoch, gegen welche das Gold sich festsetzt, Mhrend der Schlamm und das Wasser in den Boden der Wiege herunterkommen und größtenteils weggewaschen werden. Es giebt indeß am Boden der Wiege noch zwei bis drei Leisten, um alle Gold-theilchen, die vielleicht an der Leiste des Schiebers vorbeigehen könnten, zurückzuhalten. Das Gold und die kleine Quantität Kies, welche gegen die Leiste des Schiebers liegt, werden jetzt mit einem sogenannten Sieb abgekratzt, einer zinnernen Schüssel, deren Boden voll Löcher ist, wie ein Durchschlag, worauf das Gold wieder durchgewaschen und von dem Kies, welcher durch den Trichter gegangen ist, geschieden wird. Dies Gold in der Schüssel bleibt dort zurück, bis eine beträchtliche Menge dieser Niederschläge hinzugekommen ist, wo sie dann durch eure eigenthümliche kreisförmige Bewegung bearbeitet und der Schlamm und Kies allmählich von dem Golde geschieden werden, welches letztere hell und rem m der Schüssel zurückbleibt. Es braucht jetzt nur noch über einer mäßigen Hitze, zu trocknen und wird dann in waschledernen Beuteln zu Markte gebracht.

8. Theil 2 - S. 188

1880 - Stuttgart : Heitz
188 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. quicken. Da begegnete ihr der Landgraf; er fragte sie trotzig (was doch ganz gegen seine Art war), was sie in dem Korbe habe? Erschrocken wagte sie nicht die Wahrheit zu sagen und antwortete: „Blumen!" und als er mißtrauisch den Deckel aufhob, waren wirklich Blumen darin; es war ein Wunder geschehen, damit sie nicht Lügen gestraft würde. Als sie noch auf der Wartburg lebte, verschenkte sie oft von ihren Kleidungsstücken an arme Leute; aber siehe da, Engel ersetzten diesen Verlust sogleich und ihr Kleiderschrank wurde nicht leerer. Als sie einst zu Pfingsten nach der Kirche gehen wollte, sprach ein Bettler sie an. Um sich nicht aufzuhalten, gab sie ihm einen ihrer Handschuhe. Ein Ritter kaufte ihn dem Bettler ab, steckte ihn an seinen Helm und wurde dadurch in jedem Kampfe unverwundbar. Einmal hatte sie für das am Fuße der. Wartburg gestiftete Hospital eine Menge Töpfe, Tiegel, Schüsseln und Teller gekauft und sandte sie hinab. Unterwegs hatten die Träger die Ungeschicklichkeit, das zerbrechliche Geräth gegen einen Felsen zu stoßen, und glaubten, alles sei zertrümmert. Aber siehe! kein einziges Stück war zerbrochen. Einst kam ein Kranker nach der Wartburg und bat um ein Gericht Fische, zu denen er einen ganz besonderen Appetit habe. Da aber gerade keine auf der Burg waren, so sprach Elisabeth zu einer Magd: „Geh nach dem Brunnen unten am Berge, schöpfe mit dem Stalleimer Wasser und bringe es herauf!" Und siehe! das Wasser wimmelte von Fischen. Der Kranke aß davon und wurde von Stund an wieder gesund. — Theilte sie unter die Kranken Lebensmittel aus, und waren mehr Menschen da, als sie erwartet hatte, so vermehrten sich die Speisen unter ihren Händen so, daß alle gesättigt werden konnten. Wenn sie manchmal unter freiem Himmel betete und sich ein heftiger Regen ergoß, so blieben ihre Kleider ganz trocken, und wie oft wurden nicht Blinde, Taube und andere Kranke durch ihre Berührung gesund! 70. Franciscaner. — Dominicaner. — Inquisition. Ehe wir ganz die Zeit der edeln Hohenstaufen verlassen, muß hier noch einiger kirchlicher Einrichtungen erwähnt werden. Wie und wann die ersten Klöster entstanden, ist schon erzählt worden (siehe Abschnitt 49). Die meisten Mönche und Nonnen lebten

9. Theil 2 - S. 309

1880 - Stuttgart : Heitz
Colombo's erste Reise. Z09 Alle fröhlich hinaus, fielen nieder und küßten den Boden mit Inbrunst und Freudenthränen. Colombo nahm feierlich Besitz von dieser Insel. Indessen waren viele Einwohner der Insel herbeigelaufen und gafften die besondern Gäste mit Verwunderung an. Nicht viel geringer verwunderten sich die Spanier über die Eingeborenen. Diese hatten eine rothbraune Farbe, dicke, gerade, schwarze Haare, gingen ganz nackt und waren bunt bemalt. Dabei waren es gute, sauste, ganz ungebildete Menschen. Aengstlich liefen sie fort, als die Spanier an's Land stiegen. Da sie aber sahen, daß Niemand sie verfolgte, sondern ihnen freundlich gewinkt wurde, so kehrten sie zurück und erwiesen den Spaniern die tiefste Demuth. Man sah ihnen an, daß sie die Gäste für himmlische Wesen hielten. Einige warfen sich auf die Erde nieder, Andere hoben Augen und Hände gen Himmel. Colombo theilte Glaskorallen, Schellen, Nadeln, Spiegel-, Messer n. dgl. unter sie aus. Sie griffen rasch zu, und wer etwas erlangte, fühlte sich überglücklich; schon über eine Glas- oder Topfscherbe waren sie sehr vergnügt. Sprechen konnte man mit den Eingeborenen freilich nicht; aber man erfuhr von ihnen durch Zeichen, daß oft von Westen her Leute zu ihnen kämen, die mit ihnen Krieg führten, und daß ihre Insel Gnanahani heiße. „Nein!" rief der sromme Colombo, „sie soll St. Salvador (der Erlöser) heißen." Zum Austausch hatten die ehrlichen Indianer nichts als einige unvollkommene Wurfspieße ohne Eisen, baumwollene Knäuel, Papageien und Stäbe. Aber mit großer Freude sahen die Spanier, daß sie in ihren Ohren und Nasen Stückchen Goldblech hängen hatten, und als man sie durch Zeichen fragte, wo sie das Gold her hätten, zeigten sie nach Süden hin; da sei es in Ueberflnß zu finden. Daß die entdeckte Insel ein Theil eines neuen Erdtheils sei, ahuete Colombo anfangs nicht, sondern er war immer noch in dem Irrthume befangen, daß er Indien aufgefunden habe und daß der Erdtheil Asien sich so weit herum ziehe. Daher nannte er auch nachmals alle hier entdeckten Inseln Westindien, zum Unterschiede von Ostindien, weil er sie auf der Fahrt nach Westen entdeckt habe. Nach einem dreitägigen Aufenthalte fuhr Colombo weiter und zwar nach Südwesten. Er entdeckte mehrere größere und kleinere Inseln, alle aurnuthig und überall denselben Menschenschlag. Von Thieren fand mau nur Eidechsen und Schlangen, und Hunde, die nicht bellten. Die Bäume waren von den europäischen ganz verschieden und wimmelten von herrlichen, noch nie gesehenen Singvögeln.

10. Theil 2 - S. 333

1880 - Stuttgart : Heitz
Cortez in Mexico. 333 schloß Cortez, dies zu benutzen, um diesen aufmerksamen Leuten Ehrfurcht vor der Macht der Spanier einzuflößen. Er ließ alle Soldaten aufmarschiren, die Pferde herumtummeln und endlich die Flinten und Kanonen lösen. Bei diesem Getöse geriethen die Mexikaner, die so etwas weder gesehen noch gehört hatten, ganz außer sich. Viele von ihnen stürzten augenblicklich zu Boden, während Andere die Flucht ergriffen und nur mit Mühe zurückgebracht und beruhigt werden konnten. Alle diese Vorfälle erfuhr Monteznma sehr bald; denn er hielt sich Läufer, die auf allen Landstraßen in kleiner Entfernung von einander standen, von Jugend auf im Laufen geübt waren und, sobald etwas Wichtiges vorfiel, die Nachricht davon gleich nach Mexico beförderten. Daher traf, trotz des langen Weges bis nach Mexico, welches noch 180 Stunden entfernt lag, schon in sieben Tagen die Antwort bei Cortez ein. Die beiden schon erwähnten Häuptlinge, der Statthalter und der General, überbrachten sie mit Herzklopfen. Sie lautete: Monteznma könne weder erlauben, daß fremde Krieger nach seiner Hauptstadt kämen, noch ihren langem Aufenthalt in seinem Reiche gestatten; er ließe sie daher recht sehr bitten, doch ja recht bald wieder wegzugehen. Diese unfreundliche Bitte begleitete er mit reichen Geschenken. Sie bestanden aus äußerst feinen baumwollenen Zeugen und Teppichen, aus Abbildungen von Thieren und Pflanzen, aus Mosaik von Federn, aus goldenen Thierbildern, kostbaren Arm- und Halsbändern mit Edelsteinen besetzt, und andern schön gearbeiteten Kunstsachen. Nichts machte aber mehr der Spanier Habgier rege, als zwei große Scheiben, die eine von Gold, welche die Sonne, uni) die andere von Silber, welche den Mond vorstellte. Beide waren von so hohem'werthe, daß die letztere allein auf 32,000 Thaler geschätzt wurde. Durch diese Geschenke hoffte Monteznma seine Bitte zu unterstützen; aber wie irrte er sich darin! Cortez erstaunte über diesen Reichthum eines Landes, welches solche Dinge liefere, und war nun erst recht fest entschlossen, nicht zu wanken und zu weichen. Er antwortete daher auch ganz unumwunden, er könne und werde nicht eher zurückgehen, als bis er beim Kaiser zur Audienz gelassen sei. Die beiden Häuptlinge erstaunten über den Widerstand des Fremdlings; indessen schickten sie wieder Boten nach Mexico, meldeten Alles und baten sich Verhaftungsbefehle aus. Diese erschienen auch bald und lauteten: Monteznma verlange schlechterdings.
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